Eine Frau in den besten Jahren by Marie Louise Fischer

Eine Frau in den besten Jahren by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-09-19T00:00:00+00:00


* * *

Roman Miller empfing Valentin mit jovialer Herzlichkeit. 'Mein lieber Junge', sagte er, 'bitte, nehmen Sie doch Platz.' Er wies auf den Sessel gegenüber seinem Schreibtisch, 'Sie wissen, ich freue mich immer, Sie zu sehen. Besonders so früh am Morgen.'

Valentin konnte es nicht verhindern, daß er errötete. 'Entschuldigen Sie bitte', murmelte er, 'ich weiß, daß ich mich in letzter Zeit manchmal ein bißchen verspätet habe.'

'Aber! Aber! Sie nehmen doch nicht etwa an, Valentin, mein Junge, daß ich Ihnen deswegen Vorhaltungen machen will?' Roman Miller lachte herzlich. 'Nein, so kleinlich bin ich nun doch nicht. Vor allem nicht zu dem künftigen Leiter dieses Unternehmens.'

'Ich brauche Geld', sagte Valentin.

'Einen Vorschuß auf Ihr Gehalt?'

'Nein. Mehr, viel mehr.'

Roman Miller gelang es, seine Genugtuung vollkommen zu verbergen. 'Ach …', sagte er nur sehr gleichgültig und vermied es, den Jungen anzusehen.

'Mir ist nämlich etwas ganz Scheußliches passiert', sagte Valentin ehrlich, 'ich habe ein Auto zu Schrott gefahren. Noch dazu eines, das mir nicht gehört hat.'

'Hoffentlich wenigstens mit Erlaubnis des Besitzers?'

'Nein', gestand Valentin zögernd.

'Also gestohlen?'

Valentin straffte die Schultern, sein junges Gesicht wurde hart. 'Nein', sagte er, 'natürlich nicht. So was täte ich doch nicht. Der Wagen gehörte dem Vater eines Freundes. Wir haben ihn zusammen ausgeliehen.'

'Nun, dann nehme ich doch an … ich verstehe nicht ganz …, der Wagen war doch wohl versichert?'

'Ja. Aber Herr Ritter sagt, die Versicherung wird nichts zahlen, weil er den Wagen nicht genügend gesichert hat. Er stand einfach so in der Garage, gar nicht abgeschlossen. Der Zündschlüssel lag im Handschuhfach. Jeder konnte an ihn heran.'

'Sehr schön. Dadurch werden Sie und Ihr Freund doch wesentlich entlastet.'

'Darum geht es ja gar nicht. Herr Ritter will, daß ich ihm den Wagen ersetze. Sonst will er Anzeige erstatten. Außerdem …', fügte er rasch hinzu, ehe Roman Miller noch etwas sagen konnte, 'auch wenn er den Verlust der Versicherung meldet, sagt er, wird die Versicherung von mir Schadenersatz verlangen.'

'Nun, aber doch wohl genausogut von Ihrem Freund.'

'Klaus ist gar nicht gefahren. Nur ich. Und ich möchte nicht, daß er mit hineingezogen wird. Davon wird die Sache ja nicht besser.'

'Nun hören Sie mir mal gut zu, Valentin. Zigarette? Wenn alles sich so verhält, wie Sie mir erzählt haben, dann gibt es bei dieser Sache doch drei Schuldige: Sie, diesen Herrn Ritter und seinen Sohn. Es wäre also doch nicht mehr als recht und billig, wenn Sie drei sich den Schaden teilen würden.'

'Wovon soll Klaus denn bezahlen? Etwa von seinem Taschengeld? Er hat ja sonst keinen Pfennig. Und Herr Ritter hat das Auto ja noch nicht einmal ganz abbezahlt, da kann man doch nicht verlangen …'

'Doch. Man kann. Gerade, wenn es so ist, hätte er besser achtgeben sollen.'

'Na schön.' Valentin hatte sich seine Zigarette angezündet, versuchte, sich zu entspannen. 'Was geben Sie mir also für einen Rat?'



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